Ein Stück Mainz bleibt immer
Es ist dieser spannende Moment beim Auspacken, wo man nicht so genau weiß, wie man gucken soll und auch ein kleines bisschen Angst hat. Bei den Chinesen werden Geschenke daher nie in Gegenwart des Schenkers ausgepackt, hab ich gehört. Ganz asiatisch: Kein Konflikt, keine Konfrontation, kein betroffenes Schweigen, keine langen Gesichter. Die reine Freude.
Es ist also eine Schneekugel. Eine Schneekugel mit dem Mainzer Dom drinne. Jaaa. Mensch! Schön! Oder? Mhm. Ästhetik liegt ja immer stark in der Tagesform, oder wie war das? Mhmm. Bin unsicher. Aber witzig ist es. Witzig schon. So etwas, was man heutzutage eben gut machen kann. Als ironisches Zitat, so ganz uneigentlich.
Also bitte!
Beim vierten Glas Wein (unglaublicher Cabernet Sauvignon aus dem rheinhessischen Saulheim) im Rahmen der neuerlichen Abschiedsfeierlichkeiten wiege ich die Kugel bedenklich in der Hand. Das wiegt doch mindestens ein halbes Kilo, das Ding! Ich reise mit Handgepäck! Also, wie soll DAS denn gehen, bitte! Also bitte.
Es fällt der gemeinschaftliche Beschluss, die Security am Flughafen über das Schicksal des Souvenirs entscheiden zu lassen. Eine hübsche Idee. Diese ganze Universums-Bestimmungs-Geschichte gefällt mir ja eh ausgesprochen gut in letzter Zeit.
Anti-Drogen-Hokuspokus
Weit kommen wir nicht, meine Kugel und ich. Schon in Frankfurt winken uns die freundlichen Sicherheitsbediensteten raus. Der Kollege wiegt die Kugel ähnlich bedenklich wie ich am Abend zuvor in seinen Händen. Aber er lacht nicht. Das rechne ich ihm hoch an.
Nach irgendwelchen dubiosen Messungen (?) oder einem Anti-Drogen-Hokus-Pokus (merkwürdiges Gerät jedenfalls) darf ich das gute Stück wieder einpacken. In Abu Dhabi interessiert man sich wie üblich gar nicht für uns (da hab ich auch schonmal 400ml Kontaktlinsenflüssigkeit übers Band gezogen) und auf der Strecke Bangkok-Krabi lohnt ja kaum das Einsteigen.
“Castle? Teacher, castle?”
Bingo. Die Schneekugel im Tropenparadies. Super. Wasserfest, hitzeresistent, moskitoabweisend. Was will man mehr? Die Kollegen staunen. Neben den sauren Gummibärchen aus dem Mainzer Bärenladen wird das Objekt durchaus Gesprächsthema. “Castle? Teacher, castle?” Nein. Kirche, christliche Kirche. Große Kirche. Gibt’s hier nicht. Egal. Nevermind.
Wie die Schneekugel wohl am Strand aussieht? Fotoshooting im Sonnenuntergang. Ja, wunderbar! Was für ein Spaß! Die Motive! Die Kontraste! Ich bin verliebt und ständig am Grinsen. Sweet! Wer mag, kann auch gleich mit Bedeutungsüberhöhung arbeiten: Das Stück Mainz in der Ferne. Die Welt in der Welt. Abgekapselt und manchmal im Trüben, aber immer dabei. Oder so. (Herrjeh, sechs Jahre Germanistik- und Theologie-Studium brechen sich Bahn. ^^)
Wer die folgende Fotoreihe nicht mag, sollte denn auch besser gleich wegschalten. Ich fürchte, es wird eine neue Serie. 😀
DANKE, meine lieben Freunde für diese sensationelle Inspiration! Manchmal muss man eben doch zu seinem Glück gewzungen werden. Und: Man sollte sich selbst nie zu ernst nehmen! Das Universum will es so. 😉
One Comment
Andreas
LOL 🙂 Das du die schwere Kugel tatsächlich mitgeschleppt hast…