Life in the Tropics

Zurück im Paradies – ganz weiß!

The girls

“Teacher, teacher, you are so white! Suwai maak! Beautiifuulll!” Was in Deutschland nach dem Urlaub eine Schande, führt in Thailand zu wahren Begeisterungsausbrüchen. Bräunlich nach Deutschland, weiß nach Thailand – alles richtig gemacht. Auch sonst ist man sehr erfreut, die geschätzte Englischlehrerin wiederzusehen. “Teacher! My teacher! I missed you so much!” Ist mir egal, ob das stimmt. Man hört’s halt doch einfach gerne. Und auch gerne so oft wie hier. 🙂

Alle anderen Bekannten sind auch noch da – die lustigen larvenförmigen, hellen Würmchen an Zimmerwänden und Decke, diverse Flieginsekten und Ameisen allerorten, Kröten im Schuh vor der Tür, Schnecken nach dem Regen am Geländer, jede Menge Affen, die unvermeidlichen Riesen-Eichhörnchen und natürlich meine allerbesten Freunde, die Moskitos. Direkt am ersten Tag nehme ich meinen Dienst als größter auf der Halbinsel befindliche Schnaken-Attraktor wieder auf. Selbst im Laufschritt beißen sich die Biester an mir fest. Aber die Killerreflexe in Bezug auf die Sauger sind ebenfalls unverändert. Hehe.

Proteinergänzung im Müsli

Languren bei der Arbeit

Bestandsaufnahme bei den eingelagerten Habseligkeiten: keine Kakerlake im Rucksack, noch nicht mal Schimmel, nur alles ziemlich muffig. Na gut, einmal den kompletten Inhalt für 4 Euro in die Großwäscherei und gudd iss. Dafür sind die Haferflocken im eigentlich (?) originalverpackten Müsli nun nicht mehr alleine. Eine Bestimmung der Insektensorte ist mir nicht möglich. Aber nach dem Aussortieren hat’s so wie immer geschmeckt.

Geregnet hat’s auch. Nach der Kombination Auto – Flug 6 Stunden – Flug 5 Stunden – Taxi – Minibus – Flug 1 Stunde – Stadtbus sollte der letzte Streckenabschnitt der Rückreise ins Paradies ja eigentlich der angenehmste werden. Schön in Krabi Town mit dem Hotel-Minivan zum Pier und dort ins Hotel-Boot, schön chauffiert, keine Kosten, schön entspannt. Es ist halt so schön, wenn man Privilegien hat!

Wolkenbruch zur Begrüßung – warum nicht?

Der Traum fängt bereits an zu bröckeln, als ich auf den letzten Metern zur Hotel-Minivan-Haltestelle in Krabi die Straße überqueren muss. Heraus aus der schützenden Überdachung einer Ladenpassage. Es regnet. Ich glaube, in Europa nennt man das “Starkregen”. Oder vielleicht auch einfach Wolkenbruch. Schade, dass der jetzt schon eine halbe Stunde dauert. Nicht nur dass die Straße dadurch Flußqualitäten angenommen hat und das Heruntertreten vom Bordstein eine Schwimmweste verlangt. Die paar Meter ans andere Ufer scheinen plötzlich unendlich weit.

Nach nass kommt muffig

Der Verdacht bestätigt sich, als ich vollkommen aufgeweicht nach den paar Metern unter die Markisen der gegenüberliegenden Geschäfte springe. Zuletzt noch richtig schön in den Bachlauf am Rinnstein eingetaucht. In den nächsten Tagen soll sich dann wieder bestätigen, was ich ebenso wie die unglaublichen Wassermengen von oben schon fast vergessen hatte: Nach nass kommt hierzulande nicht unbedingt trocken, sondern muffig bis unerträglich stinkend (im Fall der Laufschuhe *seufz*), im weniger günstigen Fall stockig oder schimmlig (Warum nochmal hab ich den Rucksack in Deutschland geschrubbt?).

Tonsai! Tonsai! Wait more sand…

Engstelle am Strand bei Tageslicht

Dass der Regen sich nicht nur ungünstig auf den Abschluss meiner Anreise auswirkt, sondern in seinen Folgen (wieder einmal) recht massiv in meinen Alltag eingreift, merke ich, als ich am Feierabend des dritten Tages nach Tonsai rüberkraxle. Der Weg ist ja auch im Halbdunkel kein Problem. Naja, was man halt so Weg nennt hier.

Aber, ups, wo ist denn das letzte Stück hin? An der Engstelle kurz vorm Strand, wo der ambitionierte Spaziergänger zwischen zwei Felsplatten auf einem Meter Höhe bis zum rettenden Sand balancieren kann oder sich mit angehaltenem Atem (nur ohne Rucksack möglich) durch die Brocken zwängt, ist der Boden um einen halben Meter abgesackt, der Sand schlicht weggespült. Und der Durchgang zum Strand wird durch ein nettes Bächlein markiert. Mpf. Will Schuhe nicht schon wieder nass machen. Riechen eh schon schlimm genug.

Die Natur schlägt zurück

Aaaaber, es gibt ja noch den anderen “Weg”. Wieder hoch auf die Felsen, über einen toten Baumstamm, drei rechts, zwei links. Irgendwie kann man den Trampfelpfad gar nicht mehr so recht erkennen. Warum muss hier alles nach einem einzigen Regentag immer gleich so zuwachsen, dass es aussieht, wie noch nie von einem Menschen zuvor begangen? Nächstes Mal mit Machete, denke ich, während ich die dornigen Sträucher beiseite räume, mit Mühe einen Kaktus umschiffe und an messerscharfen Kalkbrocken langsam nach unten Richtung Meer gleite. Mannmannmann. Das Abendessen war mal wieder hart verdient.

Ballett der Sinne (großartige Zwischenüberschrift :-))

Die geliebten Kokospalmen

Aber ach, von Westen kommt eine wunderbare Brise. Und die salzige Meeresluft legt sich wohltuend auf meine geschundenen Bronchien, die aus mir unerklärlichen Gründen zuletzt satte 5 Wochen mit Reizhusten brillierten.

Kein Mond, keine Ebbe, keine Flut, kein Regen mehr. Ein angenehmer Abend. Eine tropisch warme Nacht. Samtig. Sternenhimmel, volles Ballett. Die Sinne wieder geschärft für alles: Der Mangoshake fruchtig wie nie, das scharfe Hähnchen mit Thai-Basilikum ein Aroma-Wunder. Kletterer aus aller Herren Länder an den Nebentischen. Backpacker-Talk.

Die Welt zu Gast in Tonsai

Ein Pärchen erzählt von dem Erdbeben in Christchurch, das sie live miterleben durften. Wie weggebrochene Häuserwände den Blick in das Privatleben vieler Familien freigaben, wie nicht abgesperrte Brücken noch befahren wurden und plötzlich im Nichts endeten und wie auf den Straßen ein irres Gemisch aus  Sand, Benzin, Öl und Flüssigkeiten aus Lebensmittelgeschäften und Liquor-Stores brodelte. Was für eine Welt…

Auf dem Rückweg nehme ich eine Portion Sticky Rice und Mango für mein Frühstück mit (erste Unsicherheiten bezüglich des proteinhaltigen Müslis sind aufgekommen) und einen großen Banana-Cake für einen befreundeten Kletterguide in Railay. Er hat seit Tagen keine Kundschaft gehabt und nunmehr kaum noch Geld, um sich etwas zu essen zu kaufen. Manchmal nimmt er eine Spende von mir an. Wenn er dabei sein Gesicht nicht verliert. Was für eine Welt!

Zwischen den Welten

So geht’s auch: Lecker Latte

Durch eines der schicken Strandrestaurants des Resorts trete ich wenig später wieder ein in die andere Welt. Die mit den Privilegien. Vorbei an dem verschwenderischsten Pool der Halbinsel und einigen Dinnergästen begebe ich mich diskret auf die Rückseite der Anlage zur “Service-Road”, die zu den Personalwohnungen führt. Sticky Rice in den Kühlschrank (Übliche Frage beim Gespräch in Tonsai: “Hast Du dort auch 24 Stunden lang Strom?”), etwas Nachrichten auf Deutsche Welle TV und dann noch der Luxus einer warmen Dusche auf die vom Dornentrip etwas geschundenen Knochen. Klimaanlage bleibt aus. Ist so angenehm warm hier. Irre. Wie man leben kann…

Das Bett ruft. Tiefer, köstlicher Schlaf dank Feedbackschleife der Zeitzonen. Die Welt retten wieder ab morgen. Na dann, gute Nacht, mein Paradies!

Bilder vom ersten Strandspaziergang

Typische Strandszene

 

Die Natur gibt alles

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