Wartest Du noch oder lebst Du schon? Bild von S. Hermann & F. Richter auf Pixabay
Hingeschaut

Wartest Du noch oder lebst Du schon?

Alle warten wir irgendwie. Auf das Ende der Schlange, das Ende des Corona Lockdowns, das Ende des Arbeitstages, auf den Urlaub, die Rente, den Tod? Naja, das eigentlich nicht. Oder vielleicht doch, wenn wir wollen, dass so vieles im Leben einfach nur schnell vorbei gehen möge…?!

Ich warte zurzeit darauf, dass ich wieder unkompliziert nach Asien fliegen kann. Außerdem warte ich heimlich auf den Tag, wo mein ganzer Körper vollkommen leicht und beschwerdefrei ist. Dazu wird gegebenenfalls eine Zeitreise nötig sein. 🙂

Auf was wartest Du?

Gebeugte Frau mit schwarzem Regenschirm. Bild von Engin Akyurt auf PixabayIst Dir bewusst, auf was Du wartest? So innerlich und ganz heimlich? Und weißt Du, wie das Warten sich äußert?

Mein “Wartezimmer-Lebensgefühl” zeigt sich in einer ganz feinen, tief verborgenen Unruhe und Unzufriedenheit. Kaum greifbar. Es ist mehr wie eine minimale Anspannung, ein ganz subtiles inneres Luftanhalten.

Im Alltag merke ich es gar nicht. Erst in der Stille zeigt es sich. Und wenn es befeuert wird von außen kann es zu Aufwallungen kommen. Durch eine Pressekonferenz der Bundeskanzlerin zum Thema Hotels und Gaststätten beispielsweise. Dann wird aus der subtilen Unzufriedenheit gerne mal eine solide Frustration.

Die Krise macht das Warten schön sichtbar

Die Corona-Krise ist ziemlich prima dahingehend, dass sie das andauernde menschliche Warten so wunderbar sichtbar macht.

Jetzt warten wir alle ganz offiziell. Es gibt ja auch wirklich einen guten Grund!

Aber was wäre, wenn alles was passiert zum Leben dazugehört? Also nichts davon ein Zustand oder eine Situation ist, die wir abwarten, aushalten oder wegschieben müssen?

Leben besteht aus Tag und Nacht

Was wäre, wenn das pralle Leben aus Tag und Nacht bestünde? Mal schwer und mal leicht wäre, mal richtig kacke und dann wieder sensationell gut? 50 / 50. In ausgeglichener Bilanz. Und wir also gar nicht ständig zu versuchen brauchten, die eine Hälfte zu übertünchen, wegzuoptimieren oder auszusitzen?

Wann das so wäre, würden wir ja mindestens die Hälfte vom Leben verpassen, wenn wir in den unangenehmen Phasen voll abschalten, in Widerstand dazu gehen oder uns betäuben, um es nur ja nicht zu spüren. Ein halbes Leben – nicht gelebt!

Und vielleicht sogar mehr. Denn wenn das Warten und Wegschieben zu einer Gewohnheit wird, fehlt auch die Präsenz und das volle Erleben in den “guten” Momenten.

Licht und Schatten und roter Regenschirm. Bild von Richard Mcall auf Pixabay

Das halbe Leben verpasst

Vor einigen Jahren saß ich während eines Retreats auf dem Balkon eines tropischen Holzhauses in der Sprechstunde mit meinem Meditationslehrer. Ich kann die Zirkaden heute noch hören, so sehr hat sich dieser Moment in mein Gedächtnis eingebrannt.

„Wenn Du nur die guten Zeiten und die gute Laune erleben willst, spielst Du nur mit der Hälfte vom Team“, sagte er leichthin. Er hat mich damit von der Idee befreit, dass Spiritualität ein Werkzeug zum Wohlfühlen ist.

Stattdessen fing ich seinerzeit an zu verstehen, dass spirituelle Techniken mich darin unterstützen können, Frieden zu machen mit dem was ist. Mich ganz praktisch zu ent-spannen und zu akzeptieren, was ich wahrnehme. Halt alles.

Widerstand ist zwecklos

Ist eh alles Leben. Ist eh schon da. Widerstand ist zwecklos – zumindest auf emotionaler und gedanklicher Ebene. Wie ich später mit Bewusstsein handle, ist noch einmal eine andere Frage.

Das bekannte Gebet kommt mir in den Sinn: „Gib mir Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

Leben im Hier und Jetzt

Hüpfende Frau mit Schirm. Bild von Pexels auf PixabayWas ist also mit diesem Warten? Eigentlich ist es doch gar nix Schlimmes. Wenn es mich nur nicht so abschneiden würde von meiner Lebendigkeit und meiner Lebenslust… Mit angehaltener Luft lässt es sich halt nicht so befreit durchatmen.

Wenn ich genauer hinschaue, erscheint mir das latente Warten wie ein unbewusster Zustand von nicht Sein wollen. Nicht hier oder nicht so oder nicht jetzt. Irre passiv, eng und verklemmt. Dabei will ich doch eigentlich im Moment leben! In dem mittlerweile schon berühmten Hier und Jetzt!

Ich will nicht mehr warten. Ich will leben! So richtig, mit allem was dazu gehört.

Und weil das eine Kunst ist, eine echte Lebenskunst, gestehe ich mir zu, das zu üben. Im kleinen Rahmen.

Yoga und Meditation als Labor

Meine Yogamatte und mein Meditationskissen sind wie ein Labor, in dem ich experimentieren kann mit dem Hiersein und dem Jetztsein. Ich übe, immer wieder zurückzukommen mit meiner Aufmerksamkeit zu dem was jetzt gerade direkt und unmittelbar hier ist. Ich nutze meinen Körper und meinen Atem, um mich im jetzigen Moment zu verankern.

Raus aus dem Kopf, aus dem Denken ins Erleben. Und noch wichtiger: Aus dem Beurteilen und Bewerten ins Spüren. Aus der Enge und Verspannung in die Weite und Weichheit. Meine Neugierde hilft mir dabei.

Wie sehr mich das beim Zahnarztbesuch oder der nächsten Kopfschmerzattacke unterstützt, weiß ich nicht. Aber es lässt mich auch außerhalb der Yogamatte immer mehr von meinem Leben wirklich erleben. In Zeiten einer Pandemie genauso wie in jeder anderen Alltagssituation in einer Gesellschaft, die gerne nur auf die Sonnenseiten des Lebens schaut.

„Voll Viel Leben“ ist aber immer. Ganz so wie Tag und Nacht.

 

Gemeinsam üben

Wenn Du Lust hast, mit mir zu üben, schau Dir mein Feiertags-Special an. Arbeitstitel: „Voll Viel Leben“. 2 Wochenenden, 4 Klassen, 6 Stunden Yoga zu einer ganz besonderen Zeit des Jahres. „Zwischen den Jahren“ verabschieden wir 2020 und heißen 2021 willkommen. Mit soviel Akzeptanz wie geht und vor allem quicklebendig!

Alle Infos und Buchungsmöglichkeiten findest Du hier:
Feiertags-Special “Voll Viel Leben”

Yoga-Special "Voll Viel Leben"

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