Thailand

Haben Sie Syphilis, Frau Lehrerin?

Die Schreckensliste

Drei verschiedene Sets von Passfotos habe ich dabei. Mal mehr, mal weniger blass, mal mit Bluse, mal mit respektablem T-Shirt. Die größeren Bilder extra für die letzte thailändische “Work Permit” erstellt (durch meine Pause leider abgelaufen), die beiden Standard-Sets für diverse Visa-Anträge. Hat zuletzt alles gefallen – in Frankfurt, Kota Bahru und Penang und sogar in Krabi Town. Aber nein! Heute gefällt es nicht mehr.

Es gibt ein neues Büchlein für die Arbeitserlaubnis. Das alte blaue hat ausgedient. Und für die neue Work Permit benötigen wir neue Fotos, kleinere, erklärt die Sachbearbeiterin geduldig. Und auch wenn die Abmessungen der diversen vorliegenden Visa-Fotos korrekt sind, der Bildausschnitt gefällt so gar nicht, sagt sie traurig. Ein Brustbild muss es sein, kein Kopfbild. Und ein Hemdkragen muss her.

*arg. Hab ich heute nicht an. Denn eiiiigentlich sollten wir ja heute nuuuuur die zwei fehlenden Unterlagen und einen Syphilistest vorbeibringen. Dennnnn wir waren ja gestern schonmaaal da und haben immerhin 18 von 22 Punkten auf dem Laufzettel abhaken können.

Alkoholismus oder Geschlechtskrankheiten?

Immer schön ordentlich!

Ja, der Syphilistest. Bislang spielte diese Erkrankung glücklicherweise keine Rolle in meinem Leben. Wie auch generell das Thema Geschlechtskrankheiten erfreulich selten von meinen bisherigen Arbeitgebern oder gar dem Arbeitsamt in den Fokus gerückt wurde. Aber gut, warum nicht. Dass sich die thailändischen Behörden brennend dafür interessieren, ist mir ja schon seit meiner letzten Antragsstellung bekannt. Unklar ist, warum a) ausgrechnet Syphilis und warum b) nach nur 4 Monaten schon wieder?

À la hopp. Düsen wir also bereits gestern rein nach Krabi Town, um mir beim Internisten ein wenig Blut abzapfen zu lassen. Eine Stunde Wartezeit und schon gibt es einen weiteren hübschen Wisch mit Stempel und Unterschrift für unsere Liste. Das Zertifikat eines Allgemeinmediziners, dass ich mich bester Gesundheit erfreue und auch dem Alkohol nur in vertretbarem Rahmen zuspreche, hatte ich schlauerweise bereits im Vorfeld besorgt.

Tagesausflüge mit Wetteraction

Alles nochmal prüfen

Nur das mit den Passfotos war gestern noch nicht so akut. Schade, hätte man ja gleich mit erledigen können. Und wär ja auch alles nicht so lästig, wenn mit derlei Aktionen nicht auch noch Happenings wie Fahrten im strömenden Monsunregen auf einem Motorrad-Taxi verbunden wären.  Oder gefühlte stundenlange Fußmärsche in gnadenlos brütender Sonne durch wadentiefe Riesenpfützen von einem Amt zum nächsten. Gefolgt von völliger aircondition-bedingter Unterkühlung in den Räumlichkeiten des Arbeitsamtes.
Denn unglücklicherweise wechseln sich nicht nur die Wetterbedingungen momentan geradezu eruptiv ab.

Leider befindet sich das Arbeitsamt auch unerträglich weit weg von allem anderen an einem völlig entlegenen Stadtrand von Krabi. Und von meiner Trauminsel sowieso. “Mal eben” noch was im Büro holen oder in der Stadt machen lassen, macht die Sache dann so direkt immer zu einer tagesfüllenden Beschäftigung, ach was sag ich – es füllt mehrere Tage, die Paperwork des armen Kollegen gar nicht mitgerechnet.

Pastor sucht Frau?

Pastor sucht Frau

Unvollkommene Vorbereitung rächt sich dabei auch stante pede. Heute: Keine Bluse an, um für das ad hoc abgefragte neue Bildchen möglichst seriös auszusehen. (Genaugenommen hab ich eh alle Blusen unlängst nach Deutschland verschifft. *ups) Aber macht ja nix, die Dame im Fotoladen in Krabi Town kann Photoshop. Das Ergebnis ist so absurd, dass ich es tatsächlich hiermit zur allgemeinen Belustigung freigebe. Fanpost bitte in das Kommentarfeld eintragen.
Und bitte davon absehen, das Bild in irgendwelchen Dating-Portalen einszuspeisen. Es sei denn vielleicht in Stellvertretung eines einsamen, aber leider schwer übergewichtigen Pastors (männlich), der zur Zerstreuung und Aufheiterung einen möglichst jungen und gut gebauten Gesellschafter sucht. Zuschriften bmB.

 

Abschied aus dem Reich der Aliens

Unter Aliens

Zurück im Arbeitsamt (“Ministry of Labour”) lachen wir einmal schön gemeinsam über das neue Bild und dürfen mit der Versicherung, dass wir angerufen werden, wenn denn noch etwas fehlt (Gott bewahre!) den Schalter für “Alien Worker” verlassen. Zu den anderen Aliens, pardon Gastarbeitern, die hier vorstellig werden, zählen vor allem Heerscharen von Burmesen, die in Thailand vornehmlich in der Baubranche tätig sind. Außerdem natürlich – wie überall auf der Welt – Inder und Chinesen. Wobei die Chinesen häufig schon in x-ter Generation hier leben und dann eingebürgert wurden.

Ob und wenn ja wann dies auch für westliche Ausländer möglich ist, konnte ich noch nicht herausfinden. Vermutlich denn auch in 2. oder 3. Generation?! Heirat mit einer/m Eingeborenen alleine ist jedenfalls nicht ausreichend. Das verhilft höchstens zu einem etwas unkomplizierteren Visumsantrag. Der Antragssteller erhält ein Jahresvisum (“Non-O”) nach Beleg der Eheschließung und muss sich dann nur noch alle 90 Tage bei der lokalen Einwanderungsbehörde melden. Easy.

Schön ist so ein Visum für 1 Jahr

Ganz normale Arbeitsangebote

Auch das Arbeitsvisum (“Non-B”) gibt es in einer Version für ein Jahr – mit entsprechendem Sponsorship durch einen Arbeitgeber und einem dicken Stapel Papier, der bei einem Konsulat oder einer Botschaft außerhalb des Landes vorzulegen ist. Im Land gibt es außer den 30 Tagen “on arrival” für Touristen strictly kein Visum.

Glücklich tapere ich also bei meiner Einreise in Bangkok an den armen Häuten vorbei, die nach 4 Wochen wieder ausreisen müssen und freue mich schon auf das Vorzeigen meines brandneuen 1-Jahres-Visums. Da stempelt der Mann doch glatt ein “Gültig bis 18.12.2011” in meinen Pass. 3 Monate Aufenthalt. Wie jetzt? 133 Euro ganz umsonst bezahlt???

Reisen nach Malaysia nur noch freiwillig

Grenzübergang nach Malaysia

Nein, nach 90 Tagen steht dann lediglich der wohlbekannte “Visa-Run” oder “Border-Run” an. Auf zur Grenze, ein Stempel zur Ausreise, auf dem Absatz umkehren, und einen neuen Stempel bei der Einreise direkt gegenüber. Schon darf man wieder 90 Tage bleiben. Und das vier Mal. Toll. Kein neuer Antrag nötig. Kein Kilo Papier in eines der angrenzenden Länder schleppen. Wer will, darf natürlich trotzdem Zeit in einem Nachbarland verbringen, aber man muss nicht mehr.

Der Königsweg für Unverheiratete wäre es, dieses Visum gemeinsam mit dem Arbeitgeber bei der örtlichen Einwanderungsbehörde gleich auf ein Jahr verlängern zu lassen. Wie aufwändig der Antrag ist, ist mir allerdings (noch) nicht bekannt. Danach muss der Delinquent – wie im Fall der Verheiratung – nur noch alle 90 Tage zur Meldestelle traben statt bis zur dann doch immerhin 6 Stunden Minivan-Fahrt entfernten Grenze zu eiern.

Nach Deutschland kommt man da schon lieber…

Schlange am Konsulat in Penang

Herrlich! Ein Jahr lang nicht mehr frühs in die Schlangen vor dem Konsulat in Penang einreihen, um dann als Nr.35 von 100 (so viele sinds da gerne mal täglich) von einem unfreundlichen Bediensteten zu hören, dass man nun zwar ein B-Visum bekommen hat. Beim nächsten Mal solle man aber bitte gefälligst die Arbeitserlaubnis mitbringen. Häh? Die bekomme ich doch nur, wenn ich schon das Visum habe?!??

Wie schön dagegen die Atmosphäre in Frankfurt, wo neben ein paar gesetzteren deutschen Herren und ihren angetrauten thailändischen Damen nur äußerst wenig Publikumsverkehr herrscht. Die Angestellten sind freundlich, haben Verständnis, nehmen sich Zeit und sprechen sogar meine Sprache! Und wenn dann auch noch das Ergebnis stimmt, freut man sich gleich für die junge Südostasiatin auf dem Nebenstuhl mit, dass sie nun einen so stattlichen älteren Herren aus “Dschörrmann” ihr eigen nennen kann. 😉

6 Comments

  • Sylvia

    Kreisch….diese “Passfoto!!! Erinnert mich irgendwie an “Men in Black” – allerdings an irgendein Alien…grübel..

    Ich kann echt immer noch nicht mit Kichern aufhören, das Bild wird in meinem persönliche Passfoto-Ranking nur noch getoppt von Ollis Metroausweis – der ist allerdings ohne Photoshop zustande gekommen 😉

  • Suska

    Habe vor lauter lachen wieder einen Hustenanfall bekommen. Dein Pastorbild ist fuer mich definitiv das Bild des Jahres 2011!
    Herrlich, wenn du dich jemals an einer katholischen Maedchenschule bewerben solltest, Baby, der Job ist dir sicher!
    Danke fuer diesen grossartigen Beitrag! Ich krieg mich nicht mehr ein 😀

    • Simone

      Die Stempelverliebtheit der Thai kann ich in der Tat bestätigen. Bei meinem ersten Arbeitsvisum wurde ich zurückgeschickt, weil auf 3 der Kopien Stempel fehlten. “Do you have the stamp with you?” Öhm, nein. Gerade heute habe ich den Hotel-Stempel nicht in der Tasche. Naja, dann auf ein Wiedersehen! 🙂

  • Heiko

    Ha – MIB war es!

    Daher kam mir das Foto bekannt vor. Aber eigentlich sehen immer die OHNE den Anzug ulkig aus.

    Das zum Anzug passende Alien wäre dann wohl Edgar in Verkleidung. ^^

    Egal – Hauptsache weißer Kragen.
    Bürokratie #FAIL

Leave a Reply

Your email address will not be published.