Thailand

Hund, Katze, Fledermaus

Mein liebstes Haustier und ich

Ich gestehe, ich werde auf meine alten Tage im modrigen Bambus-Bungalow etwas schwachnervig, was meine diversen Mitbewohner betrifft. Die Ratte, die allabendlich über den Holzbalken am Dachabschluss quert, um sich anschließend im Bad an meiner Seife zu ergötzen, die Kakerlake, die ich neulich nachts den Kleiderständer an meinen Hosen hochkrabbeln sah und die allgegenwärtigen Ameisen an und im Bett machen mich gelegentlich traurig. Und kribbelig.

Da kommt man leicht dahin, alle Tiere in der näheren Umgebung über einen Kamm zu scheren. Und was ist schon gegen ein großes, graues Eichhörnchen einzuwenden, dass die Holzverkleidung am Nachbarhaus anknabbert? Was gegen eine 2 Meter lange Schlange, die friedlich am Bungalow vorbeischleicht und vor allem was gegen eine nun wirklich harmlose Fledermaus, die einfach nur in Ruhe ihr Abendmahl auf meiner Veranda einnehmen will?

Herzlose Attacke gegen harmlose Mitbewohnerin 🙁

Blind, oder was???

Nach einem umfänglichen Diskurs zum Thema – sowohl mündlich als auch schriftlich (danke an dieser Stelle für die vielen Beiträge im Blog) – muss ich einsehen, dass ich meine liebste Mitbewohnerin wirklich unnötig drangsaliert habe. Ich schäme mich nun ein wenig für die herzlose Attacke mit dem Herren-Flip-Flop, Größe 43. Es war eine Übersprungshandlung.

“Warum fliegt sie nicht weg, wenn ich Licht und Krach mache?” versuche ich morgens beim Frühstück mit anderen Tropenspezialisten zu erforschen. Hieß es nicht immer, Fledermäuse seien scheue, nachtaktive Lebewesen, die man im Grunde nie zu Gesicht bekommt? Mein Exemplar muss komplett blind und taub sein. Sie scheint nicht nur unempfindlich gegen Licht, sie lässt sich auch durch Klatschen und lautes Türenschlagen kaum irritieren. Ein Ohrenwackeln ist die einzige Reaktion, die ich sehe.

“She has nowhere else to go!”

Mehrweg-Fledermausklo 🙁

“She is terrified, the poor thing!” lerne ich mit Schrecken von einem meiner zahlreichen Freunde mit großem Herz für Tiere. “And probably it’s her territory. She has nowhere else to go”, höre ich als Antwort auf die Frage, warum sie immer wiederkommt, auch wenn sie so terrorisiert ist von mir.

Ich hätte ja auch gar nichts einzuwenden gegen einen täglichen Apero mit meiner Fledermaus. Sie mit dem Obst ihrer Wahl und Wasser, ich mit Wasabi-Nüsschen und Rotwein. Es könnte der Beginn einer langen Freundschaft sein!
Doch es bleibt die Toilettenfrage und die damit verbundene Belästigung durch strengen Geruch am Folgetag. Kann sie nicht woanders ihre Verdauung regeln? Sagen wir im Bungalow F9 direkt gegenüber? Oder vielleicht sogar in einer der zahlreichen Höhlen hier in der Gegend so wie ihre weniger urbanisierten Freunde?

“I would love to have a bat as pet!”

Mahlzeit, süße Maus!

“Can you not find a solution? I would love to have a bat as a pet”, schwärmt mein Gesprächspartner am Frühstückstisch, als ich von meiner Idee mit dem Moskitonetz zur totalen Landungsabwehr berichte. Die Augen des gestandenen Kletterers werden schon genauso kullerig wie die von meiner Fledermaus.

Herrjeh! Jajajaaaaa. Sie ist süüüüüüüß! Es ist herzallerliebst, wenn sie mit ihren Knopfäuglein ins grelle Licht blinzelt, mit den niedlichen Ohren wackelt, das putzige Köpfchen neigt und mit ihren Flügeln das Futter schützt.  Entzückend. Wirklich.

Einweg-Fledermausklo – ohne Streu, dafür umweltgerecht mit viel Papier

Oke. Also ein Fledermausklo. Das wollten ja eh immer schon alle. Damit es in  Beschaffung und Handhabung nicht zu ambitioniert wird, setze ich auf eine möglichst einfache Lösung und lege ein paar lose Blätter Papier in der Fallrichtung der Essensreste aus. Selbige werden zwar in Teilen vom Wind weggeweht, helfen aber durchaus wie ich erfreut am nächsten Tag zur Kenntnis nehme. Morgens flink entsorgt, am Abend die Veranda neu ausgekleidet. Fertig. Aufwandsarm, geruchsärmer, arm in der Belastung der Umwelt, dafür hinreichend in der Funktion.

Und in jedem Fall truely thai style: “Better than nothing!!!”

2 Comments

  • Suska

    BRAVO BRAVO 🙂
    Sehr putzige Fotos vom Flattermausi 🙂

    Jetzt kommt die naechste und irgendwie logische Frage:
    Wie wird sie/er heissen???

    Im uebrigen handelt es sich hier um eine Cynopterus sphinx.

    (konnte doch nicht mehr bis zum Fruehstueck warten den Beitrag zu lesen)

  • Ani

    Oh, wie schön! Das erscheint mir eine wunderbare Lösung, denn nun, wo ich sie mal gesehen habe, brennt auch mein Herz für das zuckersüße Flügeltier! Die ist einfach zu putzig!
    BRAVO BRAVO muss auch ich da beipflichten! 🙂
    Suska – du Streberin 😉

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