Life in the Tropics

Tropenromantik auf dem Prüfstand

Ich hatte mir einen Ventilator gekauft und Bambusrollos, Mitbringsel aus Venezuela, dem Senegal und Thailand in den Zimmern verteilt, und irgendwann – als der Cashflow größer wurde – Möbel aus dem Indienhaus dazugestellt. Der Spirit der Tropen in einem Mainzer Hinterhaus.

In den Palmenplantagen der Provinz Krabi, den einfachen Holzhütten von Tonsai oder schlicht im Garten der GVI Base verwandelt sich die verklärte Tropenromantik  aus meiner deutschen Provinzstube dann schnell in schaurig-schöne und wirklich mächtige Realität.

Gruselkabinett der Insekten

Und mächtig ist sie hier, die Natur – satt, saftig, groß, imposant, undurchdringlich, ungezähmt. Es ist schwierig, die Dichte und Intensität von Temperatur, Feuchtigkeit, Geruch, Licht und Farbe in einem tropischen Wald mit Worten zu beschreiben. Die schiere Größe von Pflanzen und Tieren allein lässt den gewöhnlichen Mitteleuropäer schon erschauern. Palmen, Farne und Lianen stellen dabei nur die Kulisse. Die Hauptdarsteller im Gruselkabinett sind zweifellos die Insekten.

Warum muss beispielsweise die Spinne im Eingangsbereich von Bungalow D4, den zu bewohnen ich jüngst die Ehre hatte, so groß sein wie mein Handteller? Warum braucht das dazugehörige Netz einen Durchmesser von 1,5 Metern und die tragenden Fäden die Stärke einer Gitarrensaite? Einer Versetzung in den Baum nebenan hat das Tier (?) auch nicht zugestimmt. Nach mühevoller Zerstörung des gigantischen Gespinstes hat der Wiederaufbau keine zwei Stunden gedauert. Der Zugang zum Bungalow war danach nur noch über Seitenzustiege oder gebückt möglich – in der Hoffnung, dass Madame Spinne einen ruhigen Daumen hat…

Mutter Erdes reichhaltiges Sortiment

Unnötig groß und zahlreich sind auch die Kakerlaken. Aber das ist ja hinlänglich bekannt. Auch diese Art Wildlife trifft sich gerne und regelmäßig in den örtlichen Gemächern. Vergangenes Wochenende INNERHALB des Moskitonetzes im Bungalow. *kreisch

Es sind diese Momente, in denen es kurz in mir zuckt. Die jahrzehntelang gepflegte Liebe zu den Tropen vielleicht doch lieber träumend unter den Bambusrollos und dem Ventilator im tristen und antiseptischen Deutschland ausleben? Lieber darauf verzichten, jeden Tag vollkommen neue Insekten und Käfer aus dem reichhaltigen Sortiment von Mutter Erde kennenzulernen?

Tausendfüßler-Raupe leuchtet mit dem Hintern?

Allerdings würde dann auch so etwas Einzigartiges wie die leuchtende Tausendfüßler-Raupe, die uns des nachts in Tonsai über den Weg krabbelte, an mir vorübergehen. Der daumengroße, schlanke Käfer, oder was auch immer es war, bewegte sich mit Dutzenden Füßen raupenartig rückwärts oder leuchtete mit dem Hintern wie ein gigantisches Glühwürmchen. Das ließ sich im Kreise der Unwissenden nicht ganz ermitteln. Ein Foto wird hoffentlich bei nächster Gelegenheit nachgeliefert.

Einstweilen ist der Forscherwille somit noch ungebrochen. Die dämlichen Moskitos haben trotz durchschnittlich 7 Stichen pro Tag noch nicht obsiegt. Wenngleich hier minutenweise große Aussetzer auf menschlicher Seite zu verzeichnen sind. Drecksbiester, elendige. Und auch die grob 15 Sorten Ameisen im Zucker, auf den Tischen, in der Hängematte und überhaupt überall stellen bislang nur ein kleineres Ärgernis im Alltag dar.

Auf der Habenseite steht eine Vielzahl von Schmetterlingen – gerne auch mal so groß wie ein kleiner Vogel (siehe Bild). Und auf der Habenseite steht das Licht, das hier in jeden Winkel dringt und alles zum Strahlen bringt. Besonders in einem schattigen Plätzchen lässt sich das gut genießen. 🙂

6 Comments

  • Suska

    Ersteinmal Gratulation zu deiner neuen Huette!
    Sehr netter Eintrag, und ich erinnere mich mit Grauen an die Kakerlaken in unserem Bungalow Bett…bbaaaahhh…

    Zur Spinne, die ist doch toll und faengt dir alle laestigen Muecken und Kleininsekten weg! Dumm ist halt nur, dass sie in deiner Eingangtuer haengt. Vielleicht kannst du sie mit einem Licht in eine andere Ecke uebersiedeln. Spinnen bauen ihre Netze meist so, dass sie die Insektenflugrichtung mitkalkulieren, also meist zum Licht hin.
    Hast du deiner Mitbewohnerin schon einen Namen gegeben? 🙂

  • Ani

    Warum müssen die Insekten in den Tropen so groß sein?
    Weil sie’s können, ja weil sie’s können – um mal einen dummen Biologenspruch abzugeben: Nur in den Tropen funktioniert durch die höheren Temperaturen ihre passive Tracheenatmung auch noch auf weiteren Strecken (also bis ins Innere von größeren Insekten), wenn’s kalt ist, muss Insekt kleiner sein, um nicht zu ersticken!
    🙂

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