Thailand

Wo Mu zum Sapong greift, bleibt kein Auge trocken

Schülerinnen

Ya, Ma, Mu, Bau, Briau und Miau: Ich war noch nie gut mit Namen und Gesichtern. Die thailändischen Rufnamen jedoch führen mich ganz klar an die Grenzen meiner Möglichkeiten. Alles klingt gleich und sie tragen alle Uniformen. Und ja, sie haben alle schwarzes Haar – die Herren akkurat kurz geschnitten, die Damen ihre wallenden Mähnen ordentlich hinten zum Dutt gesteckt, inklusive Netz und Orchidee. Da bleibt nicht viel als Eselsbrücke für den Unterschied zwischen Mo und O, Pan und Pla.

12 verschiedene Gruppen in 20 Unterrichtseinheiten zähle ich mittlerweile auf meinem Stundenplan, jede davon mit 5-15 “Schülern”. Bis zu 100 Mitarbeiter haben demnach die Freude und Ehre, ihre Englischkenntnisse bei mir aufzumöbeln. Aus oben genanntem Grund habe ich noch keinen rechten Überblick. Aber seit Woche vier (Start gestern) wird nun in ordentlichen Listen erfasst. Dann weiß ich hoffentlich bald mehr.

“Planung heißt Zufall durch Irrtum ersetzen”

Nach der ersten Einarbeitung und Orientierung gingen die vergangenen beiden Wochen primär ins Land, um den Kenntnisstand der verschiedenen Unterrichtsgruppen und Schüler zu ermitteln und ein entsprechendes Curriculum für die kommenden 10 Wochen zu entwerfen. Doch wie schon früher im Leben gilt hierzulande noch viel mehr als sonst: “Planung heißt Zufall durch Irrtum ersetzen”. Macht aber nix, ich hab schon immer gern geplant, und man will ja auch mit Excel nicht aus der Übung kommen. 😉

Samstag, 14 Uhr. Die Köche sind dran. Nach einer Stunde mit den “Housekeeping Supervisors” eile ich zur Kantine, wo ich die Küchengruppe Nummer 2 üblicherweise treffe. Keiner da. Vielleicht haben sie mich ja doch richtig verstanden und sind zum Restaurant am Railay Beach gegangen. Heute soll es “Kitchen Bingo” geben. Dazu brauche ich alle Kochutensilien und Küchengeräte für die Live-Vorführung. (Gerät hochhalten, nix sagen, Schüler machen ein Kreuzchen auf ihrer Bingo-Karte. Wer fünf in einer Reihe hat, gewinnt.) Im Restaurant auch keiner. Aaaah! Parallel findet ein “All Staff Meeting” statt. Auch gut. Bleibt mehr Zeit für die Unterrichtsvorbereitung.

Spät kommen und früh gehen

Montag, 13 Uhr. Die erste Klasse mit einer Gruppe von Managern des Hauses, genauer vom “Heart of the House” (as opposed to “Front of the House” = Guest Contact Groups). Das sind Housekeeping, Gardening, Engineers und Kitchen. Es soll eine klassische Unterrichtsstunde werden, so richtig mit Whiteboard. Mein Klassenzimmer, der “Small Function Room”, der im Hotel auch für Konferenzen vermietet wird, ist abgeschlossen. Im “Big function room” ist kein Whiteboard. Mein Plan für die Stunde verlangt zwingend ein Whiteboard. Ja, ein Whiteboard, kein Flipchart. *grummel

Whiteboard wird herbeigeschafft. Das scheint einfacher, als den anderen Raum aufzuschließen. Oder, ach, da sind keine Stühle drin. Naja. Steif sitzen wir nun im riesigen Raum in Reihen statt im heimeligen Stuhlkreis wie von mir präferiert. Aber egal, sind eh nur drei von 16 da. Und die drei kommen spät. Sollte ja eigentlich auch um 14 Uhr erst losgehen. Aber mein Vorgesetzter, der Training Manager, hat für dieselbe Zeit ein anderes Manager-Training anberaumt und meine Stunde kurzerhand vorverlegt.

Zweimal klingelt ein Handy, respektive Funkgerät. Einer muss früher gehen. Und fünf vor Stundenende muss ich Schluss machen, weil der geschätzte Vorgesetzte jetzt in eben diesem Raum sein eigenes Training präparieren will. Eija.

Bildchen und Realia, Quiz und Memory

Spider Lily

Dienstag, 10:30 Uhr. Die Gärtner sind ein wenig ängstlich , hab ich so das Gefühl. Vielleicht hab ich sie in der ersten Stunde auch verschreckt – Arbeitsblatt mit zuviel Wörtern drauf. Greeting and “How are you”-Fragen. Dachte eigentlich, das ist nicht zu schwer. Aber: zu viele Wörter. Während der Stunde verlässt sogar einer unaufällig den Raum…

Jetzt arbeite ich auch hier mit Bildchen und Realia. Nach einem fantastischen Rundgang durch einen Teil der 10,4 Hektar tropischen Gartens in der vergangenen Woche zur Blumen- und Baumbestimmung, gibt es heute eine Art Memory. Hab ich selbern gemacht. Werde noch ganz groß im Basteln hier. 😀

So macht Vokabeln abfragen Spaß und nebenbei lernen nicht nur die Herren (und die eine Dame) mit dem grünen Daumen, wie das ganze Grünzeug heißt. Ich kenne nun auch den Unterschied zwischen “Spider Lily” und “Cat’s Whiskers”, “Flame Tree” und “Fire of Pakistan”. Nächste Woche kommen die Tiere dran und dann mache ich eine Ausbildung zum Flora- und Fauna-Guide.

Wundersame Koch-Vermehrung

Restaurant am Strand

14 Uhr, wieder Küchengruppe 2. Mal sehen, ob heute wer kommt. Will endlich mein Bingo machen. Treffpunkt Kantine, dann gemeinsames Abwackeln Richtung Restaurantküche. Na, immerhin 5-6 Leute am Start. Ideal. Auf dem Weg vermehren wir uns. Im Restaurant angekommen, kommen sie aus allen Löchern. Die Hälfte davon hab ich noch nie gesehen. Plötzlich stehen 16 Köche um mich herum und schauen mich erwartungsvoll an. Na, toll. Soviele Bingo-Karten hab ich nicht mit. 🙁 Und die Hälfte kennt das Vokabular eh noch nicht, weil sie das erste mal dabei sind.

Also auf geht’s: Mit 16 Köchen und Stewards in die räumlich gesehen doch ziemlich überschaubare Restaurantküche. Dann gibt’s eben ein spontanes Kochgeschirr-Quiz. Mayhem! Gackern und Kichern als sich alle rund um die Arbeitsplatten und Woks drängen. Einige haben doch tatsächlich ihre Vokabeln gelernt! Brav! Die Aussprache lässt jedoch immer noch Raum für Verbesserungen.

“I will by already in abou 15 minute.”

In der zweiten Unterrichtshälfte simuliere ich Rollenspiele mit Gästen. Hungriger Gast an einer Live Wok-Station (manchmal bauen sie sowas im Restaurant auf): “I would like to have some Pad Thai, please. When will it be ready?” Chef: “It will be ready in about 15 minutes.” Oder wie ein echter Thai-Chef sagen würde: “I will by already in abou 15 minute.”

Die Aussprache ist für meine thailändischen Kollegen wirklich hakelig. Und ich verstehe es. Verstehe es wirklich. Seit nunmehr fünf Monaten versuche ich mich in Teilen der thailändischen Sprache zu bemächtigen. Das Ergebnis ist erbärmlich. Die Wörter (und Namen) bleiben einfach nicht hängen und die Aussprache – nun ja. Die Vokale werden in ganz anderen Bereichen des Mundraums gebildet und die fünf bedeutungsunterscheidenden Töne, die ich gar nicht höre, machen es auch nicht einfacher.

Überschaubare Ziele und dafür wie immer Riesenspaß

Klassenzimmer für die Housekeeping-Stunden: Gäste-Pavilion

In der Stunde für die Mädels (und ein paar Jungs) vom Housekeeping wird “Sponge” so schnell zu “Sapong”, “Fridge” zu “Fish” und “The toilet is clogged” zu “Toilet calock”. Wir wiederholen die Wörter einfach x-mal und die Sätze noch öfter. Das Ziel für meine kurze Zeit hier ist mittlerweile sehr übersichtlich: Wenn sie jede Woche nur einen guten Satz und vielleicht 5-10 Wörter behalten (und verstehbar aussprechen), dann wäre das neben ihrer Arbeit und in einer Umgebung, in der so gut wie keiner mit ihnen Englisch redet (wenig Gäste-Kontakt), grandios!

Doch das gilt natürlich nicht für meine Süßen aus den Abteilungen HR und Accounting. Ning, Oi, Torn, Bee, Tiam und Pöng (Hurra! Ich kenn die Namen alle!!!) kriegen die volle Grammatik-Packung. Natürlich ganz im TEFL-Style – mit lustich Spielchen davor und danach, mit Vorlesen und selbern Schreiben und mit soviel Bewegung wie geht. Denn es soll ja nach wie vor Spaß machen – Sanuuk! Riesenspaß, auf ganzer Linie. ^^

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