Life in the Tropics

Fragen des Alltags auf der Tropeninsel

Gestern habe ich nach 5 Wochen mal wieder mein Medikamenten-Täschen aufgemacht. Innen alles klebrig. Eine bräunliche Masse an allen Packungen. What??!! Die weitere Investigation fördert drei leere, aber noch in perfekter Form befindliche Bonbonpapierchen an den Tag. Aaah. Als Souvenir von meiner Bronchial-Karriere im Deutschlandurlaub hatte ich diese leckeren Thymian-Bonbons aufgehoben. Sie haben sich aufgelöst. Sind diffundiert, geschmolzen. Einfach so und restlos. Bonbons können sich in nur 5 Wochen komplett verflüssigen? Ich bin verblüfft.

Der Alltag auf der Tropeninsel wirft eine Reihe von Fragen auf, die sich im schönen Mainz so nicht gestellt haben. Etwa vor dem Joggen: Kröte im Schuh? Schlange auf dem Weg? Kein Strand da, weil die Flut ausgerechnet jetzt ihren höchsten Stand hat? Doch nicht nur die Fragen des täglichen Lebens ändern sich, auch die Ausstattung  in der Handtasche muss angepasst werden: Mückenschutzmittel fürs Büro, Faktor 50-Sonnencreme für jede Aktion außerhalb geschlossener Räume größer 10 Minuten und die Taschenlampe für den Gang ins “Inselzentrum” nach Feierabend.

Monsun ist immer eine gute Entschuldigung

Weg nach 10 Minuten Regen

Mit den eruptiven und ergiebigen Regengüssen wird es besonders anspruchsvoll: Jetzt sind Regenschirme und Gummischuhe gefragt. Doch nicht immer ist das Equipment greifbar. Daher stets erstmal die Grundsatzfrage: Muss ich denn wirklich genau jetzt das Büro / die Küche / den Unterrichtsraum verlassen? Wie dringend ist die Erledigung? Eine Frage, die unter Thai in aller Regel mit, “Es gibt nichts, was nicht warten könnte”, beantwortet wird. Englischunterricht an Regentagen fällt entsprechend mau aus. “Es hat geregnet”, ist hierzulande eine absolut valide Antwort für “Warum bist Du nicht gekommen?” Nach diversen Schwimmeinlagen in der Stadt und im Ressort für mich mittlerweile mehr als nachvollziehbar.

Nasse Füße gibt es dennoch in schöner Regelmäßigkeit. Wenn nicht beim Pfützen-(Teiche?)-Springen während oder nach dem Regen, dann regelmäßig beim öffentlichen Nahverkehr. Bei Flut legt das Boot direkt am Ufer an. Da sind wasserfeste FlipFlops, o.ä. in der Schultasche schon eine große Hilfe. Denn die nassen, sandigen Füße will man erstmal 100 Meter weiter an der offiziellen Abspritzstelle reinigen, bevor man wieder in die Teacher-Shoes schlüpft.

Wenn der Mond das Leben steuert

Die magische Gezeiten-Tabelle

Ebbe und Flut nehmen vielleicht den größten Einfluss auf das Leben hier: An welcher Stelle legt das Boot ab? Welche Ausrüstung packe ich dementsprechend in die Tasche? Gibt es genügend Strand zum Joggen oder Liegen? Gibt es genügend Wasser zum Schwimmen? Wann muss der letzte Gin Tonic getrunken sein, um halbwegs bequem von Tonsai wieder nach Hause zu kommen? Und natürlich am Wichtigsten: Kann ich denn überhaupt da klettern, wo ich heute klettern will?

Der Wasserpegel variiert je nach Mondphase zwischen 0,2 und 4,0 Metern über dem niedrigst möglichen Stand. Das ist eine ganze Menge. Besonders bei Vollmond oder Neumond (also alle 2 Wochen) sind so manche Buchten und Felsen nur äußerst schwer zugänglich. Da die Gezeiten in diesen Phasen wirklich schnell wechseln, muss man arg auf der Hut sein, um das entscheidende Zeitfenster für den Rückweg nicht zu verpassen.

Anders bei Halbmond, wo der Unterschied zwischen Ebbe und Flut manchesmal zu gering ausfällt, um den etwas weniger schweißtreibenden Hüpf-von-Fels-zu-Koralle-Weg am Strand Richtung Tonsai nutzen zu können.
Hat man die aktuellen Monddaten nicht schon wegen der diversen Full-Moon-, New-Moon- or Half-Moon-Parties intus, so lernt man sie als Kletterer spätestens bei der Planung für die nächsten Abenteuer. Sehr hilfreich und von mir heißgeliebt dazu die von irgendeiner örtlichen Wasserbehörde herausgegebene Gezeiten-Tabelle. Weltklasse!

Was der Mond nicht bestimmt, regelt die Sonne

Immer gut: Sonnen- und Regenschirme

Selbstredend spielt auch die Sonne eine große Rolle bei der Tagesplanung. Auch wenn man das insbesondere den Neuankömmlingen nicht ansieht: mit krebsroter Haut am Strand, ohne Kopfbedeckung oder Schirm auf Spaziergang oder Bootstour und ohne Wasser den ganzen Tag. Aber das hatten wir schon.

Für die Insel gilt: Wenn die Sonne fehlt, wird’s duster! Die Beleuchtung der Wege unterliegt keinem nachvollziehbaren Plan. Und angesichts vielerlei Lebewesen auf den Wegen (vgl. Die Python und der Baby-Langur) greift man doch oft und gerne zur Taschenlampe beim abendlichen Gang zur Amüsiermeile.

Sehr praktisch hier mein schönes Schwellenland-Handy, das neben den Kernkompetenzen Telefonieren und Textbotschaften versenden nur ein einziges Add-On bietet: Ein kleines Lämpchen, das den Weg weist, sollten einmal der tropische Sternenhimmel samt Mond seinen Dienst verweigern.

 

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