Straßenfriteuse
Thailand

Der Duft der großen, weiten Welt

Die dunkle Frische von warmen Kaffir-Zitronenblättern verdreht mir im Vorbeigehen den Kopf. Auf dem Campingkocher am Straßenrand köchelt eine gigantische Suppe. Galgant, Knoblauch und scharf angebratenes Chilli kreieren die typische Duftmarke Bangkoks. Die Straßen atmen Curry. Hell darüber zieht das unverwechselbare Aroma der gasbetriebenen Taxis und Tuktuks, garniert mit der gelegentlichen Dieselwolke aus dem Auspuff eines Busses von musealem Wert.

Ein paar Schritte weiter wabert eine Schwade von heißem Frittieröl. Hähnchen, Tofu, Taro, Mehlspeisen verströmen ihre je eigenen Nuancen. Die saftigen, kleinen Bananen! Zuckrig und fettig und so delikat! Durchdringende Süße neben dem Kanal. Bangkok, das Venedig des Ostens. Der charateristische Geruch von teils stehendem Frischwasser mit einer leichten Brise vom großen Fluss Chao Praya. Wasserhyazinthen und Plastikmüll wiegen sich und ihre dezenten Duftwellen im Auf und Ab der vorbeifahrenden Boote vor der nächsten Schleuse.

Mangosaft, frisch gemixt mit Eiswürfeln. Süße Würze. Intensiv. Und immer wieder: der König des Gehwegs in Bangkok – der Holzkohlegrill! Rauchig, urtümlich, heimelig. Hähnchenspieße, knusprig. „Nam Tok Moo – tropfendes Wasser vom Schwein“, die beliebten Schweinespieße, saftigst! Würstchen am Spieß, würzig. Saucen und Dipps zum Mitnehmen. Schon wieder Chilli. Grillen geht rund um die Uhr: In der strahlenden Sonne des Tages wie in der samtenen Dunkelheit der tropischen Nacht.

Der nussig-weiche Duft von gegartem Jasminreis vor meinem Hotelfenster abends um 10 Uhr. Überbordende Kräuter auf dem mobilen Küchenwagen. Ein Hauch von drei Sorten Basilikum, Minze, Gurke. Diese Stadt ist eine einzige Garküche! Keine 50 Meter Fußweg ohne ein Angebot zum Verkosten.

Auch im Nachgang kennt der Duft der großen, weiten Welt kein Erbarmen: Vergorene Reste in den Tonnen und Tüten am Straßenrand. Urin in den Ecken, schonmal Verdautes und schaler Alkohol am Morgen auf der Partymeile. Säuerlich, streng, betäubend. Kloake und Abfluss, auf der Straße wie in den Badezimmern. Die gnadenlose Hitze vervielfacht jede Nuance. Mit ihren 24 Grad schenkt auch die Morgenkühle nur wenig olfaktorische Erholung.

Reinigungsmittel und Insektenspray weben einen Teppich aus künstlichen Blumen und Zitrusfrüchten, nehmen den Kampf auf mit der anspruchsvollen Kakophonie. Kaffee, Bubbletee und der charakteristische Thai-Eistee stimmen ein. Mentholsalbe und Kokosöl strömen aus den geöffneten Türen der zahllosen Massagesalons. Räucherstäbchen entzündet an den Geisterhäuschen der Hotels und Privatwohnungen hissen ehrfürchtig eine kleine Fahne des Wohlgeruchs.

Doch nichts bleibt wirklich im Verborgenen in der großen Stadt der 1000 Engel. Krungtheep Maha Nakhorn, wo die Spürnase keinen Urlaub hat – verführe mich in Deiner gnadenlosen Vielfalt!


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