Life in the Tropics

Sonntags im Regenwald

Jede Menge Regen…

9 Uhr. Es regnet. Naja, ist ja auch Regenzeit. Offiziell. Bisher führte das immer wieder mal zu einer Stunde Nass von oben – und dann gut. Vier furchtlose Frauen lassen sich von sowas natürlich nicht abschrecken. Ist ja auch weiter warm. Und vergangene Woche, bei der letzten Wanderung, hat’s auch mal kurz um 9 geregnet und der restliche Tag war bombe.
Brauchen wir Verpflegung? Nicht wirklich. Am Zielort gibt es ein halbes Dutzend Ressorts mit Restaurants. Da können wir schön Pause machen.

9:45 Uhr. Es regnet kaum noch. Also wirklich unwesentlich. Wir besteigen die Motorroller und düsen zum anderen Ende der Insel. Per pedes gut zwei Stunden über den – wie ich finde – schönsten “Coastal Trail” der Insel zum so genannten “Bottle Beach”, der auch zu den schönsten der Insel gehören soll, stehen uns bevor. Und bis wir da sind, haben wir auf jeden Fall auch Strandwetter, ist sich Frieda sicher. War ja bisher jeden Tag so.

10:15 Uhr. Wir traben los. Regencapes noch an. Ist noch ein bissel klamm. Und gar nicht sooo heiß. Tippe 26 Grad. Das ist hier immer schon so ein “Könnte-jetzt-ruhig-mal-ne-Jacke-anziehen”-Wetter. Ein feiner Weg ist das. Naja, Weg… Pfad… “Trail” trifft es neudeutsch noch am ehesten. Steig ist vielleicht etwas zu hoch gegriffen. Obwohl – als Alice das erste Mal mit einigermaßen schreckgeweiteten Augen und etwas atemlos an den feuchten Felsplatten herunterrutscht – denke ich wieder, ja, dieser Weg ist wahrlich keine Autobahn für Flipflop-Touristen… Also, auf meiner Skala bekommt er 4-5 von 5 möglichen Technikpunkten, beschließe ich im Stillen.

Schönheit im Regen

Furchtlose Frauen

Aber hübsch ist es hier, hübsch. Auch der neuerlich einsetzende Regen kann diesen Eindruck nicht mildern. Zwar sieht man die Nachbarinsel Ko Tao nicht, weil da gerade ein wunderbar isolierter Schauer zwischen uns und dem Tauchparadies niedergeht, aber das Meer hat immer noch Weite. Während wir noch sinnieren bewegt sich das doch recht beachtliche Schauerfeld – oder vielleicht doch eher eine Regenfront?!? – bedrohlich in unsere Richtung. Gas geben!

Leichter gesagt als getan, über Stock und Stein geht es auf der Strecke rauf und runter. Viel Wurzelwerk hat es hier, Schlingen von Lianen oben und unten, umgestürzte Bäume von den letzten Stürmen, Palmwedel auf dem Weg, stachelige Kakteen, dornenbewehrte Baumstämme allerorten. Dschungel! Und Steine hat es, Brocken auf dem Pfad und ganze Felsen, über die es hinwegzuschreiten gilt. Gerne abwärts. Erstaunlich guten Grip hat das Felswerk hier. Doch im tropischen Regen hat alles seine Grenzen.

In jedem Fall gestaltet sich der Weg so, dass man ganz gerne NICHT mehr umkehren müssen möchte. Und ohnehin haben wir im größten Regen den Point of No Return längst überschritten. In einer verlassenen Hütte, die nur noch spärliche Latten anstelle eines richtigen Boden aufweist, suchen wir kurzfristig Unterschlupf. Im Gemenge beim Aufbruch zehn Minuten später bricht Frieda mit dem linken Bein durch. Was in eine Richtung geht, muss doch in die andere gehen?!?! Es braucht schon einiges Geruckel, bis die Dickstelle Knie wieder obenauf ist. Herrjeh!

Wege werden zu Wasserfällen

Das war mal ein Weg

Jetzt aber! Noch 20, vielleicht 30 Minuten und dann – groooooßer Banana Shake und natürlich Futter. Die Damen sind jetzt doch schon etwas low on energy. Mich eingeschlossen. Rutsche am brandneuen Wasserfall Nummer 8 ordentlich durch die Gegend und hau mir wie ein Sextaner den Ellenbogen auf. Wo kommen jetzt eigentlich diese mächtigen Wasserfälle alle her? Irre. Das war doch neulich noch ein einfacher Weg!!!

12:45 Uhr. Bottle Beach. Wir haben den Strand für uns. Kein Wunder! Es nieselt immer noch. Doch eigentümlich… Was machen denn diese Barrikaden vor den hübschen Ressorts? Palmwedel in Reih und Glied aufgestellt, regelrechte Wellblechzäune, Sandsäcke?!?! Auf was für ein Wetter warten die denn?

Normalerweise kommen um diese Jahreszeit immer wahre Springfluten bis hoch an die Restaurants, berichtet einer von 10 Thailändern, die wir nach langem Herumgelaufe in einer hinteren Reihe dingfest machen können. Deswegen machen die Ressorts im November immer alle komplett zu. Ach! “Open 5 December already!” strahlt er. Geburtstag des Königs? “Yes”, noch mehr Strahlen. Aber definitiv kein Banana Shake. “Have no powäää”, erklärt er entschuldigend. Aber Kokosnüsse direkt vom Baum kann er uns anbieten und mit der Machete zurechtschnitzen. Ei dann! Bettäää than nothing!

Kokosnüsse, Reis und Fisch. Das dürfte dann so die Diät der Menschen sein, die in Low-Low-Season hier das Fort halten. Die Piste zu diesem Ort ist kaum noch befahrbar und den lustigen Spazierweg, den wir gerade gekommen sind, will man denn auch nicht wirklich mal eben zum Shoppen im Nachbarort begehen. Ein wahrer Geisterstrand dieser Bottlebeach. Insbesondere im jetzt wieder einsetzenden Starkregen inlusive Blitz und Donner. Jooh. Nehmen wir noch ne Runde Kokosnuss, oder?

Fischer, Kokosnussverkäufer, Wächter am einsamen Strand

Kokosnuss, geht auch ohne Shake 🙂

“Go fitschiiing”, nickt unser Gastgeber dann irgendwann als wir ihn entgeistert anstarren, wo er denn jetzt wohl mit dem wenig gewittertauglichen Seekayak hinmöchte. Wir nehmen lieber den Landweg.
Zum Glück gibt es ja noch einen zweiten, etwas direkteren Pfad zurück – über einen Pass, hopps, auf die andere Seite des Gebirgszugs der Insel. Dauert im Idealfall gerade Mal 45 Minuten.

Es werden an diesem Tag nicht ganz 90. Und es gibt auch nochmal ganz engen Felskontakt für die Tourguidin. Ein paar Schrammen braucht’s halt immer, gelle? Die Bilanz: bestimmt 300 Höhenmeter, mehr als ein Dutzend Bäche und Wasserfälle unterschiedlichster Bauart und Stärke gequert, ein angedellertes Knie, ein weher Ellebogen, die üblichen Moskitostiche und ein Herz voll der urigsten Eindrücke! Aug-in-Aug mit der Natur! Hand-in-Hand mit Felsen, Wurzeln und Baumstämmen! Dschungel! REGEN-Wald! Yes, that was it in deed!

Zurück in der Zivlisation. Mit quatschnassen Turnschuhen, einer Regenjacke, die lange schon jenseits der 3000er Wassersäule operiert und einem Mordshunger besteigen wir um 15:15 Uhr unsere Mopeds. Es hat aufgehört. Na dann, vielleicht ja jetzt doch noch zum Strand? Nein, tatsächlich kommt erstmals nach ganz schön langer Zeit der Wunsche nach – jaaaa – einer heißen Dusche auf! Oder vielleicht sogar in die Tempel-Sauna der Insel flüchten? Aber das ist wieder ein anderes Abenteuer…

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